Die nationalsozialistische Wohlfahrtspflege in Oberdonau von 1938 bis 1945 - Ein Vortrag von Dr. Didi Bruckmayr

Der nationalsozialistische Wohlfahrtsstaat stellt eine gewalttätige Variante des modernen
Wohlfahrtsstaats dar. Er zeigt, daß präventive staatliche Wohlfahrtskonzepte
insbesonders - aber nicht nur - bei extremen politischen und ökonomischen
Rahmenbedingungen zwar unauffällige, aber umso brutalere Gewalt erzeugen können.
Weiters kann an seinem Beispiel und an dem weiterer Diktaturen des 20. Jahrhunderts
ersehen werden, daß Modernität nicht immer Humanität, Demokratie und Emanzipation
erfordert oder bedingt. Soziale Verbesserungen für große Bevölkerungsteile,
Alphabetisierung, Medikalisierung, Industrialisierung etc. können gerade auch unter
nicht-demokratischen Bedingungen sehr schnell und effizient vorangetrieben werden.
Der NS-Staat löste die vielen Grundfragen staatlicher Wohlfahrt auf extreme Weise. Wer
ist Bezieher der Wohlfahrt? Ist jeder Bezieher der Wohlfahrt bzw. kann und muß jeder in
das wohlfahrtsstaatliche System integriert werden? Wie verfährt das System mit den
”Unwilligen“, den ”Undankbaren“, mit jenen die sich gar nicht oder nicht in der
angebotenen Form helfen lassen wollen? Was sind die Gegenleistungen des
Hilfsbedürftigen? Die Lösung erfolgte durch radikale Vereinfachungen sozialer
Zusammenhänge auf Arbeit, Volk und Rasse.