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VON SPAR
Eine Band wie VON SPAR ist immer Teil von einem Diskurs. Ganz klassisch, weil einerseits die andauernde Nabelbeschau blind macht und andererseits man sich selber als ständige Reaktion auf Ereignisse begreift. Sprich: Einflüsse von Aussen werden nicht negiert sondern immer wahrgenommen und reflektiert. Ein Verhältniss, das eine gute Arbeitsbasis für Veränderung darstellt. Wenn Jürgen Teipel in „Verschwende deine Jugend“ eine ganze Bewegung auf die Aussagen einiger Protagonisten reduziert, hat die Revolution wiedermal ihre Kinder gefressen. Egal wie man dazu steht. Und warum? Weil, ihr habt´s erraten, keine reflexive Aufarbeitung passiert sondern nur (mitunter belanglose) G´schichtln druckt werden.
Ein Fehler der VON SPAR nicht passiert. Die nehmen alles genau, und es hat den Anschein als läge da nicht nur musikalisch der Duft von etwas ganz Neuem und Besonderem in der Luft. Sie nehmen einen so noch nie formulierten Ansatz und zelebrieren ihre Sache mit dermassen viel Elan und wachmachender Ernsthaftigkeit, daß selbst der größte Zweifler ausrufen möchte: „Ja! So und nicht anders!“. Und ja, sie waren am Spex-Cover; auch gut.
Nochmals ja: sie haben Peter Hein als Gast auf ihrer Platte und verweigern sich trotzdem dem „wie Fehlfarben!“-Unkenrufen. Eingebettet im ureigenen Soundgewand verarbeiten die Kölner alles was nahe liegt: Pop, Electroclash, Punk und, ja, auch NDW, aber im modernen Gewand. Man kann sogar spüren, dass sie von der Kölner elektronik schmuvness, dem Clicks und bieps sound und auch Housegrooves angezogen haben.
Im Zeichen der momentan in Deutschland stattfindenden Depression und der furchtbaren daraus resultierenden „wir sind wir (und im schlimmsten Fall noch stolz drauf)“-Attitüde (siehe vertrotteltes Heimatliedquotentum von Mia oder gleich Paul van Dyke´s nationalistischen Wahnsinn), zeigen VON SPAR wie man Problemen dieser Art sinnvoller entgegentritt. Vorwärts immer, zurück niemals! Es gibt immer neue Ansätze, such´ dir einen aus und halte dich daran. Geh zu VON SPAR.
SHY
Gleichwertiger Sparingpartner an diesem Abend sind SHY. Nach der überaus gelungenen und viel beachteten Performance im Linzer Landestheater, mit Streichern, Bläsern und Visuals, jetzt also nach langer Zeit wieder einmal ein SHY – Auftritt in der KAPU und zwar in der klassischen Version! Im einfachen Bandformat und auf die Essenz der Songs konzentriert. „35 Sommer“, das neue Album, muss ja schließlich auch auf diese Art präsentiert werden. SHY als das quasi Aushängeschild für deutschsprachige Popmusik made in Öschiland wenn es inhaltlich nicht nur um das Brechen von Teenagerherzen und anderen Oberflächlichkeiten gehen soll, sind auch irgendwie eine schändlicher Weise unterschätzte Band, denn: selten wird (auch bei Bands jüngeren Jahrgangs und kürzerer Bestehensdauer) noch soviel Enthusiasmus und Spaß spürbar. Nach all den Jahren. Und, klar: ein neues Album ist ein neues Album, nicht mehr und nicht weniger, aber: dieses ist WIEDER sehr gut geworden! Das muß man erstmal bringen: 5 Alben, bei wechselnder Besetzung, und trotzdem ein gleichbleibendes Level bei steigenden Ansprüchen. Sattelfestes und ausgeklügeltes Songwriting auf ganz hohem Niveau. Und: Noch immer kann Andi Kump über viele Dinge einfach nicht hinwegsehen, und noch immer geraten wir in den Schwall an Emotionen die er über uns auskippt als wär´s eine symbolische Kopfwäsche.
All das ist wohl Grund genug dafür zu sorgen, daß man diese Band wieder auf der KAPU-Bühne erleben kann.