Thank You & Tumido
THANK YOU sind ein äußerst energetisches Trio (Gitarre, Orgel, Schlagzeug) aus Baltimore/US. Improvisiert und spannend, aber nicht akademisch bemüht sondern im Sinne von The Ex, Laddio Bolocko oder Original Silence, nämlich kraftvoll, treibend und LAUT. Ihr neuestes Album „Terrible Two“, gerade erschienen auf dem Qualitätslabel Thrill Jockey (Radian, Bobby Conn, Trans Am,....) ist trotz einiger Flöten und Mundharmonikas ganz klar Noiserock, produziert hat es übrigens Chris Coady, der schon mit Celebration und TV On The Radio gearbeitet hat.
Es krachen lassen, so richtig ausgiebig und konsequent, selbstbestimmt und hemmungslos, das schadet Musikgruppen in den seltensten Fällen. Bei THANK YOU mündet dies in eine rauschhafte Rockvariante, in bedrohliche Meditationsekstasen, in aufwühlende Trance-Gewitter und regelrecht aggressive Hippie-Endzeit-Musik, welche die kollektive Entgleisung und Selbstvergessenheit etabliert, ebenso den akustischen Freak-Out fördert, dann Strenge bestimmend gestalten lässt und immer gerne mit den gängigen Songstrukturen wenig gemein hat. Die Trommeln treiben voran, gerne wirbelnd und akzentreich, die Orgel zwitschern und pfeift schrill auf, die Gitarre schlingert zwischen ihnen oder treibt bissig weitere rhythmische und harmonische Muster in den hektischen Malstrom dieser aufbrausenden Musik – mittendrin dann Schamanengesänge, Kopfstimmenchöre und Schreie in fremden Zungen.
Das Chaos wird nicht bezähmt, sondern aufgefordert, in langen, aufregenden Schallreisen auf einen von Menschen gelenkten, zyklischen Kurs überzusetzen.
TUMIDO aus Ottensheim (auf jegliche gallische Dorf Vergleiche wird diesesmal verzichtet) ist wohl einer der spannendsten Bands aus der Gegend. Reduziert auf Schlagzeug und Bass, aufgefettet durch intelligente Samples und Loops. Druckvoller, präzise geschnittener Noise-Rock, mit dem gewissen Freiraum für Improvisation. The Ex und Zu fallen und hört man immer wieder gerne als Einflüsse. TUMIDO (geschwollen auf portugiesisch) ist Klangkunst und böser Rock und immer wieder auch einfach nur schön. “The Orgy” heisst ihr letzter Release (Trost Records) und der Titel ist nicht unpassend: tight und schwelgend, abgründig und schön; diese Band wirkt wie ein Sog dem man sich nicht entziehen kann. Live zuletzt 2008 in der KAPU mit einem unglaublichen Konzert im Bigbandformat gemeinsam mit Braaz. Endlich wieder.